Der Berliner Franz John hat die Geschichte eingeleitet. 18 Namen umfaßte die Gründungsurkunde im Februar 1900. Es waren die ersten Spieler - etliche folgten ihnen. Schon 1907, als die Roten ihre neue sportliche Heimat, den Bayern-Platz an der Leopoldstraße, bezogen, hatte der Aufschwung eingesetzt.Zur Einweihung des neuen Untergrunds bekam die lokale Konkurrenz vom FC Wacker mit 8:1 zu spüren, wohin der Weg führte: Zunächst mal an einen Spitzenplatz im Münchner Fußball. Von einer richtigen Tribüne aus konnten die Zuschauer diesen Werdegang mit besonderem Komfort beiwohnen. 1910 gipfelte er vorläufig mit dem Titel des Ostkreismeisters.Ungeschlagen und in kurzen Hosen, wenngleich deshalb von manchen belächelt, verteidigten die Bayern diesen Titel auch im Jahr darauf. Da hatte der Verein sogar schon einen echten Nationalspieler in seinen Reihen. Der hieß Max "Gaberl" Gablonsky und hatte am 16. Mai 1910 vor dem 0:3 gegen Belgien zum ersten Mal im deutschen Trikot das Feld betreten.Von jetzt an ging es immer schneller. 1920 hatte der FC Bayern schon 700 Mitglieder und war damit das, was er noch heute ist: Der größte Fußballverein der Stadt. 1926 gewann dieser gar die Süddeutsche Meisterschaft, 1932 war dann zum ersten Mal der nationale Titel fällig - das 2:0 gegen Eintracht Frankurt und die Fakten: Die Torschützen lauteten Rohr und Krumm, die Stars hießen Heidkamp und Breindl, Trainer sowie Masseur, Organisator und Geschäftsführer in einem war Richard "Little" Dombi.Der FC Bayern war längst zu einer festen Größe in Deutschland geworden. Doch nachdem Simetsreiter, Goldbrunner und Moll das Olympiateam 1936 in Berlin verstärkt hatten, erstarb die frohe Fußballstimmung. Der zweite Weltkrieg brach aus, und jahrelang ruhte der Puls des Sports, auch bei den Bayern.
Nach dieser Periode der Not und Katastrophen brauchte auch der deutsche Fußball eine gewisse Anlaufzeit. Es dauerte neun Jahre, bis endlich wieder große Begeisterung ausbrach - als die deutsche Nationalmanschaft triumphal zurückkehrte vom Unternehmen Weltmeisterschaft aus der Schweiz. Sepp Herbergers Team hatte dort den ersten WM-Titel gewonnen, wenngleich das 3:2 gegen Ungarn ein bitteres Erlebnis war für Jakob Streitle, den Kopf der Bayern. Der bis dato 15-malige Nationalspieler musste ausgerechnet beim Finalsieg von Fritz Walter & Co. zuschauen.Ein Spiel einer deutschen Auswahl ohne Bayern-Spieler sollte aber erst später ein seltener Anblick werden. 1957 gewannen die Roten vor 42.000 Zuschauern im ausverkauften Augsburger Rosenaustadion zwar zum ersten Mal den DFB-Pokal - Jobst erzielte das entscheidende 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf - danach folgte aber eine kleine Durststrecke: Die Bayern, von 1962 an geführt vom Bauunternehmer Wilhelm Neudecker, mussten 1963 die Enttäuschung hinnehmen, nicht in der neugegründeten Bundesliga mitspielen zu dürfen. Es dauerte aber nur zwei Jahre, ehe der FC Bayern ins sogenannte Oberhaus des Fußballs stürmte. Und das unter dem 1998 verstorbenen Trainer Tschik Cajkovski. Eine bemerkenswerte Entwicklung des FC Bayern begann: Weil der Chronist zum ersten Mal auf den Namen Franz Beckenbauer stößt, weil auch weitere große Namen der Bayern-Historie auftauchen. Cajkovski hatte Franz (der wegen einer Watschn, die ihm ein Sechziger verabreicht hatte, nicht zu den Blauen, sondern zu den Roten gewechselt war) in der Aufstiegsrunde eingesetzt. Hinter ihm stand ein gewisser Sepp Maier im Tor, vor ihm schob zuverlässig ein stämmiger junger Mann namens Gerd Müller (Cajkovski kreierte den liebevollen Beititel "kleines dickes Müller") die Kugel in selbiges auf der Gegenseite. Diese Achse war es, die dem FC Bayern erst zu Weltruhm verhalf. Erfolgreicher Aufgalopp im ersten Bundesligajahr 1965/66 mit Platz drei. Zum Lohn durften Beckenbauer und Maier mit dem Nationalteam auf die Insel, wo Deutschland erst im WM-Finale an Gastgeber England scheiterte. Ganz ohne Titel verging das Fußball-Jahr jedoch nicht: Dem WM-Turnier war der zweite Pokalsieg der Bayern durch ein 4:2 gegen den Meidericher SV vorausgegangen. Zweimal Brenninger, Ohlhauser und Beckenbauer hatten vor 60.000 Zuschauern in Frankfurt getroffen. Ein Jahr später, 1967, erklommen die Bayern den ersten europäischen Gipfel: Unmittelbar nach dem dritten Pokalsieg, einem 4:0 gegen den Hamburger SV, schafften Beckenbauer & Co. eine Art Double: Franz "Bulle" Roth, der stets die ganz wichtigen Tore erzielte und deshalb noch heute "Mister Europacup" genannt wird, traf in der 109. Minute zum 1:0 gegen die Glasgow Rangers. Der Europapokal der Pokalsieger gehörte den Bayern.
Im Jahr 1968 folgte der Umbruch. Branco Zebec löste Cajkovski ab und verbot den Bayern sogar den Bierkonsum. Das könne ja nicht gutgehen, argwöhnten die Experten - doch die Fans mußten nicht unter Erfolgsentzug leiden. Diesmal gelang ein echtes Double (Meisterschaft mit acht Punkten Vorsprung auf Alemannia Aachen, Pokalsieg gegen Schalke). Inzwischen aber war ein Team aufgetaucht, das die Bayern noch jahrelang beschäftigen sollte: Borussia Mönchengladbach. Die Fohlenelf holte 1970 und 1971 den Titel, und zwar jeweils vor den Bayern. Als die Münchner 1972, diesmal im neuen Olympiastadion und unter dem neuen Trainer Udo Lattek, wieder erfolgreich waren, gab es gleich mehrfach Grund zur Freude: Die Torjäger-Statistik führt bis heute Gerd Müller an, weil er 40 Tore in einer Saison erzielte. Zudem sammelte die Mannschaft 55:13 Zähler (nach der Zwei-Punkte-Regel) - auch das ein Bundesligarekord. Fast zwangsläufig brachte Latteks Team auch noch den DFB-Pokal (2:1 nach Verlängerung gegen Köln) nach Hause. Unter Lattek folgten zwei weitere Meisterschaften - und natürlich der erste totale Fußball-Triumph: Die Bayern gewannen 1974 den Europapokal der Landesmeister. "Katsche" Schwarzenbeck hatte eine Minute vor Ende der Verlängerung gegen Atletico Madrid das 1:1 erzielt und damit ein Wiederholungsspiel erzwungen. Dieses gewannen Franz & Co., wiederum in Brüssel, mit 4:0 (Tore: Zweimal Uli Hoeneß, zweimal Gerd Müller). Im gleichen Jahr gewann die deutsche Nationalmannschaft den WM-Titel, und zwar im Münchner Finale gegen Holland. Beim 2:1 standen sechs Bayern auf dem Platz (Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Breitner, Hoeneß und Müller), zwei schossen auch die Tore: Breitner mit einem Elfmeter und Müller mit dem unvergessenen Drehschuß. Und während die Bayern in der Bundesliga eine Auszeit nahmen (bis 1980), schafften sie international das Euro-Triple: Auch 1975 (2:0 gegen Leeds in Paris, Tore durch Roth und Müller) sowie 1976 (1:0 gegen St. Etienne in Glasgow, Tor durch Roth), beide Male unter Trainer Dettmar Cramer, gewannen die Münchner den Europapokal der Landesmeister, 1976 zudem den Weltpokal (0:0 und 2:0 gegen Belo Horizonte). Es sollten die letzten ganz großen Titel dieses Jahrhunderts bleiben...
Es folgten Jahre der Veränderungen, Jahre ohne Titel. 1977 verabschiedete sich Franz Beckenbauer vom FC Bayern und wechselte in die US-Profi-Liga zu Cosmos New York. Nur ein Jahr später folgte ihm Gerd Müller über den großen Teich, sein Ziel waren die Fort Lauderdale Strikers. 1979 übernahm Uli Hoeneß, im Alter von 27 Jahren, das Amt das Managers und löste somit Beckenbauer-Berater Robert Schwan ab. Pal Csernai kam für Trainer Gyula Lorant. Und Präsident Neudecker ging, weil die Mannschaft Ex-Löwe Max Merkel als Coach abgelehnt hatte. Neuer Chef wurde Willi O. Hoffmann. Doch es begannen wieder neue, bessere Zeiten. Paul Breitner und der junge Karl-Heinz Rummenigge, zusammen "FC Breitnigge" genannt, führten die Bayern 1980 zum ersten Meistertitel nach sechs Jahren. Auch im darauffolgenden Jahr kam die Schale nach München, der HSV, Stuttgart und Lautern hatten in beiden Spielzeiten jeweils in dieser Reihenfolge das Nachsehen. 1982 folgte der schon legendäre Pokalsieg gegen den 1. FC Nürnberg: Nach einem 0:2-Rückstand drehte der FC Bayern das Spiel und siegte schließlich mit 4:2. Dieter Hoeneß, am Kopf blutend, führte dabei den Verbandsturban zur Platzreife, traf obendrein einmal. Verloren ging in diesem Jahr jedoch das Finale im Cup der Landesmeister: 0:1 unterlagen die Byern gegen Aston Villa. Verloren ging auch das WM-Finale gegen Italien - immerhin ging Breitner in die Geschichtsbücher ein als bisher einziger Deutscher, der in zwei WM-Endspielen ein Tor erzielt hat. Ehre, wem Ehre gebührt, dies am Rande: Zwischen 1965 und 1981 stellten die Bayern elfmal den Fußballer des Jahres: Beckenbauer (4), Maier (3), Müller (2), Rummenigge und Breitner (je 1). 1983 kam Lattek zurück zu den Bayern. Im DFB-Pokal-Finale 1984 besiegte sein Team Gladbach im Elfmeterschießen. Lothar Matthäus vergab dabei einen Strafstoß für die Fohlen und wechselte in der darauffolgenden Saison an die Isar. Dafür zog es Kalle Rummenigge, derart berühmt, dass sogar eine englische Popband seine "sexy Knie" besang, über den Brenner zu Inter Mailand - und zwar für die damalige Rekord-Ablösesumme von elf Millionen Mark. Ein Jahr später, mit Sören Lerby und dem jungen Wiggerl Kögl, wurden die Bayern Meister. Die Klubführung übernahm Professor Dr. Fritz Scherer. Wiederum ein Jahr später gabs das nächste Double zu feiern, 1987 noch eine Meisterschaft. Doch das bittere 1:2 im Finale des Landesmeister-Cups in Wien gegen den FC Porto riss einen tiefen Krater ins Teamgefüge. 1988 kam Jupp Heynckes. Seine Aufgabe: Nach dem Abschied von Matthäus, Brehme, Eder, Hughes, Michael Rummenigge und Pfaff ein neues, schlagkräftiges Team aufbauen. Heynckes holte zwar 1989 und 1990 den Meistertitel, das große Ziel Europacup aber blieb unerreicht. Immerhin wurde Deutschland 1990 Weltmeister (mit den Bayern-Spielern Augenthaler, Reuter, Thon, Kohler, Pflügler, Aumann).
In der Saison 91/92 musste Heynckes Abschied nehmen, der ehemalige Bayern-Profi Sören Lerby löste ihn ab. Doch das Team kam nicht auf die Beine. Als sogar zwischenzeitlich der Abstieg drohte, nahm Erich Ribbeck Lerbys Platz ein. Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge hatten sich inzwischen als Helfer in der Not zur Verfügung gestellt: Sie wurden Vize-Präsidenten des FC Bayern. In der Saison 93/94 sprang der "Kaiser" schließlich für den glücklosen Ribbeck ein und holte den Meistertitel. Es folgte die Ära "Trap". Giovanni Trapattoni, geliebt von Spielern und Medien, hatte aber nicht den gewünschten Erfolg. Lediglich der sechste Platz sprang in der Saison 94/95 heraus, dazu das Europacup-Aus im Halbfinale gegen Ajax Amsterdam Es kam Otto Rehhagel. Und mit ihm Stars wie Klinsmann, Herzog und Sforza. Doch obwohl Rahhagel die Mannschaft ins Endspiel des UEFA Pokals führte, mußte er in der Rückrunde gehen - trotz denkwürdiger Partien im Halbfinale gegen den FC Barcelona. Nach einem 2:2 im Olympiastadion schien schon alles gelaufen, das Rückspiel im Estadio Camp Nou aber wurde zum Triumphzug: Babbel und Witeczek trafen zum 2:1-Sieg, noch heute schwärmt mancher Bayer von diesem Abend des 16. April 1996. Franz Beckenbauer, seit 1994 Präsident der Bayern, war es, der dann in den Finalspielen an der Seitenlinie stand. Das 2:0 und das 3:1 gegen Girondins Bordeaux bedeuteten den ersten Titelgewinn in diesem Wettbewerb - Deutscher Meister aber wurde, wie schon im Vorjahr, Borussia Dortmund. Und dann kam wieder Trapattoni. Zwei weitere Jahre als Bayern-Trainer, zwei Titel: Meister 1997, Pokalsieger 1998. Als der Maestro ging, verneigte sich eine ganze Stadt. Vor allem mit seiner Brandrede, deren Inhalte längst Kultstatus erlangt haben ("Flasche leer" und "Struuunz"), hatte er die Herzen der Fans erobert. Abgelöst wurde er von Ottmar Hitzfeld. Und der legte ein beinahe perfektes erstes Jahr hin: Gewinn der 15. Meisterschaft, DFB-Pokal-Finale und Champions League-Finale erreicht. Dass es in Barcelona gegen Manchester United nicht reichte, dass der Europacup in wenigen Sekunden verloren ging (1:2) - es war eine bittere Erfahrung. Ebenso wie die Niederlage im Berliner Olympiastadion gegen Werder Bremen: 1:1 stand es nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung, im anschließenden Elfmeterschießen zog man mit 4:5 den Kürzeren.
Die Geschichte der ersten 100 Jahre, die Erfolgsstory des FC Bayern - sie beginnt und sie endet mit einem Namen: Franz. Wars nur ein Zufall, dass am Abend des 27. Februar 1900 ausgerechnet ein gewisser Franz, Nachname John, Rädelsführer der elf Unentwegten war, die sich im Schwabinger "Restaurant Gisela" aufrührerisch versammelten, um den FC Bayern München zu gründen? Dass es ein Franz war, der anstiftete zur Abspaltung vom Stammverein MTV 1879, wo jeder Drang zur Eigenständigkeit der Fußballer unterdrückt worden war? Nur Zufall, dass dann genau ein Jahrhundert vergehen mußte, bis wieder ein Franz, Nachname Beckenbauer diesmal, den Verein, der 1.200 Monate lang etliche Titel und Erfahrungen gewonnen, Visionen gehabt und verbreitet hatte, als Klubchef in die neue Epoche führte? Was für ein Unterschied, aber welche Zeit liegt dazwischen? Franz John hatte die Bayern aus dem Nichts aufgebaut, mitgegründet, er freute sich noch über vergleichsweise bescheidene Begebenheiten wie einem 7:1-Sieg im Premieren-Spiel gegen den eigenen Ex-Verein MTV 1879. John verlieh dem "Kavaliersklub" aber auch die erste besondere Note: Damals erkannten Passanten die damals Schwabinger Bayern am Strohhut. Franz Beckenbauer half wiederum, den Klub zu dem zu machen, was er bis heute ist: Ein Weltverein mit Millionen von Fans, einer Institution, nicht nur im deutschen Fußball. Franz John wagte davon nicht mal zu träumen. Auch nicht davon, dass "sein" FC Bayern mal Deutscher Meister, Europapokal-Sieger, ja Weltpokal-Sieger werden könnte. Auch nicht davon, dass sein vorläufig letzter Nachfolger knapp zehn Dekaden später an einem lauen Frühlingstag des Jahres 1999 mit den mächtigsten, berühmtesten Staatsoberhäuptern.
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